Die Wohnungsbaugenossenschaften sind traditionell Garanten für langfristig stabile Mieten, da sie nicht renditeorientiert wirtschaften, und garantieren ein lebenslanges Wohnrecht. In meiner Heimatstadt Hamburg hat das genossenschaftliche Wohnen eine immens hohe Bedeutung. Die Wohnungsbaugenossenschaften verfügen insgesamt über rund 130.000 Wohnungen – dies sind etwa 20 Prozent des Hamburger Mietwohnungsmarktes. In Frankfurt liegt die Zahl der genossenschaftlichen Wohnungen bei ca. 14.000 Wohnungen, während die städtische Wohnungsbaugesellschaft über mehr als 50.000 Wohnungen verfügt.
Kooperation der Frankfurter Wohnungsbaugenossenschaften
Neun Genossenschaften haben sich in der Kooperation der Frankfurter Wohnungsbaugenossenschaften zusammengeschlossen und vertreten gemeinsam einen Wohnungsbestand von ca. 12.000 Wohnungen. Die Durchschnittsmiete beträgt nach Angaben der Kooperation derzeit knapp 6,40 Euro pro Quadratmeter. In fast allen Wohnungen der Genossenschaften liegen die Mieten ca. 10 bis 15 Prozent unter dem Mietspiegel. Wohnungsbaugenossenschaften bieten also erschwingliche Wohnungen für breite Bevölkerungsschichten an, die nicht in den Genuss einer geförderten Sozialwohnung kommen können.
Förderung der Wohnungsbaugenossenschaften ist sinnvoll
Um dem stetigen Anstieg der Mieten wirkungsvoll entgegentreten zu können, muss die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG weiterhin in der Lage sein, günstige Mietwohnungen anzubieten. Wir wollen aber auch den Wohnungsneubau durch die Genossenschaften als zweites Standbein einer sozialverträglichen Wohnungsbaupolitik stärken. Doch auch Genossenschaften sind keine Zauberkünstler: Bei den derzeitigen Grundstückspreisen verfehlen auch die Genossenschaften bei Neubauprojekten das selbstgesteckte Ziel einer Kaltmiete von 10 Euro je Quadratmeter. Unser Ziel ist es daher, die Genossenschaften bei neuen Baulanderschließungen zu unterstützen.
Im Koalitionsvertrag von SPD, CDU und Grünen ist die Förderung des Wohnungsbaus durch „alternative Wohnformen, Baugruppen und Genossenschaften“ explizit verankert. Bei neuen Bauprojekten sollen 15 Prozent der Flächen an solche Interessenten vergeben werden.
Allerdings haben die Koalitionspartner dabei bisher nicht in erster Linie die traditionellen Baugenossenschaften im Blick.
Konzeptvergaben und Genossenschaften
Wir wollen, dass städtische Grundstücke für den Wohnungsbau ausschließlich in Erbpacht und im Rahmen einer Konzeptvergabe vergeben werden. Nur so gelingt es, die früher übliche Praxis eines Verkaufs an den Meistbietenden zu durchbrechen.
Sehr wichtig ist uns bei einer Konzeptvergabe der dauerhafte Erhalt preiswerten Wohnraums. Auch wenn gemeinschaftliche Wohngruppen auseinanderbrechen, darf es nicht zu einer renditeorientierten Privatisierung der Wohnungen kommen. Solche Fehler sind in der Anfangsphase der Konzeptvergabe leider gemacht worden. Das Genossenschaftsmodell ist für uns eine hervorragende Möglichkeit, um dieses Prinzip der Konzeptvergabe zu erfüllen.
Die Idee des gemeinschaftlichen Wohnens lässt sich aus meiner Sicht daher hervorragend mit den Vorteilen des genossenschaftlichen Wohnens kombinieren, denn so kann auch bei dem Scheitern eines Wohnprojekts der langfristige Erhalt preiswerten Wohnraums gesichert werden. Dies ist ausdrücklich im Sinne der Stadt Frankfurt.
Wir haben daher vorgeschlagen, dass Kooperationen zwischen Wohngruppen und Genossenschaften bei der Vergabe städtischer Grundstücke zukünftig bevorzugt werden sollen.
Diesen Weg wollten die Grünen leider nicht mittragen. Immerhin haben wir uns aber darauf verständigt, die Kriterien für die Konzeptvergabe von Grundstücken so anzupassen, dass Kooperationsmodelle zwischen Genossenschaften und gemeinschaftlichen Wohngruppen bzw. Baugruppen die gleichberechtigte Chance auf eine Berücksichtigung bei der Grundstücksvergabe haben
Frankfurter Wohnungsbaugenossenschaften erhalten Zuschlag für das Hilgenfeld
Ich freue mich, dass unser Einsatz nun Früchte trägt. Vier Wohnungsbaugenossenschaften aus der Kooperation Frankfurt hatten sich mit einem gemeinsamen Konzept um Bauplätze im Neubaugebiet Hilgenfeld beworben. Im Konzeptverfahren konnten sich die Genossenschaften mit ihren Ideen für bezahlbares und sicheres Wohnen gegen eine Vielzahl von Mitbewerbern durchsetzen.
Auf drei von fünf Baufeldern, die für genossenschaftliches und gemeinschaftliches Wohnen vorgesehen sind, werden die Genossenschaften auf insgesamt 6.300 m² Bruttogrundfläche rund 60 Wohnungen im Erbbaurecht errichten. Auch wenn es noch einige Detailfragen mit den Partnern von Stadt und ABG zu klären gibt, bedeutet dieser Zuschlag einen Meilenstein für die Zukunft der Frankfurter Wohnungsbaugenossenschaften, auch im Hinblick auf zukünftige Projekte.