Rassismus gegenüber Muslimen – oft unterschwellig, aber trotzdem gefährlich
Ein Beitrag von
Ihr Stadtverordneter für die Ausschüsse Wirtschaft, Recht und Frauen, Bildung und Schulbau sowie Diversität, Zusammenhalt, Beteiligung und Europa
Liebe Leser:innen,
wir freuen uns über Ihr und euer Interesse an unseren Blogbeiträgen. Zum folgenden Blog haben wir viele Rückmeldungen und Reaktionen bekommen, die sich vor allem kritisch mit drei Punkten befasst haben: Mit dem Fall Nemi El-Hassan als Beispiel für antimuslimischen Rassismus, mit der Frage „Hast Du ein Problem mit Israel“ als Indikator für Vorurteile und mit einem Sharepic zu diesem Beitrag. Wir haben eingehend darüber diskutiert und festgestellt, dass einiges an den Beanstandungen berechtigt war. Deshalb haben wir die beanstandeten Textteile gelöscht – das wollten wir aber nicht einfach kommentarlos tun, sondern hier noch einmal erklären, warum. Wir wollen den Dialog mit Ihnen und euch. Und an diejenigen, die sich kritisch, aber fair mit uns ausgetauscht haben: Ihr und euer Einsatz war nicht umsonst. Wir wissen das zu schätzen und freuen uns auf weitere, konstruktive Diskussionen.
Ihre & eure SPD-Fraktion im Römer
Haben Sie schon einmal folgende Fragen gehört: "Zwingen dich deine Brüder, ein Kopftuch zu tragen? Trägst du den Bart aus religiösen Gründen? Wie lange lebst du schon in Deutschland?“ Wenn nicht, dann haben Sie Glück, nicht zu einer Gruppe zu gehören, die aufgrund ihres Erscheinungsbildes von anderen als fremd und andersartig dargestellt wird. Rassismus gegenüber Muslimen zeigt sich in vielen Formen. Häufig werden sie mit Vorurteilen konfrontiert, um ihnen deutlich zu machen, dass sie angeblich irgendwie anders sind und nicht dazugehören.
Wir lehnen jede Form der Diskriminierung entschlossen ab! Stattdessen setzen wir uns dafür ein, dass alle Menschen respektiert und anerkannt werden. Wir möchten, dass Frankfurt mit gelebter Vielfalt als gutes Beispiel vorangeht. Dafür müssen wir uns gemeinsam stark machen für diejenigen, die Diskriminierung und Anfeindung erfahren.
Im Extremfall ist Rassismus tödlich
Viele Muslime und Musliminnen oder diejenigen, die von anderen für solche gehalten werden, erleben über indirekte Anfeindungen hinaus auch offenen Rassismus und Gewalt. So geschah dies zum Beispiel vermehrt bei Angehörigen der Religionsgemeinschaft der Sikh, die nach dem 11. September 2001 von Rassisten in Großbritannien allein aufgrund der falschen Annahme, sie seien Muslime, verfolgt und zusammengeschlagen wurden. Vielleicht haben Sie auch von Marwa El Sherbini gehört. Die junge Pharmazeutin und Handballnationalspielerin Ägyptens wurde während einer Strafverhandlung in Dresden, zu der sie als Zeugin geladen wurde, vor den Augen ihrer Familie aus islamfeindlichen und rassistischen Motiven erstochen. Zuvor hatte sie den Täter angezeigt, da er sie und ihr kleines Kind auf einem Spielplatz bedrängt und bedroht hatte. Seitdem steht das Datum dieser schrecklichen Tat, der 1. Juli, symbolisch als Tag gegen den antimuslimischen Rassismus.
Klare Kante und Maßnahmen gegen Rassismus und Diskriminierung
Rassismus und Diskriminierung sind nicht nur für Muslime, sondern für unsere ganze Gesellschaft große Bedrohungen. Auch die Täter der terroristischen Vereinigung NSU oder der Attentäter von Hanau suchten sich ihre Opfer bewusst und aufgrund rassistischer Motive aus. Spaltung und Entsolidarisierung der Gesellschaft zu bekämpfen und Betroffene zu schützen ist unsere Aufgabe. Daher brauchen wir:
- Die vollständige Aufklärung des Anschlags von Hanau
- Die Veröffentlichung der NSU Akten
- Ein echtes, mit Sanktionsmöglichkeiten versehenes Antidiskriminierungsgesetz
- Eine Reform der hessischen Polizei und des Verfassungsschutzes
- Gezielte Förderungen von Menschen mit Migrationsgeschichte
In Frankfurt am Main wollen wir mit konkreten Maßnahmen auf städtischer Ebene einen Beitrag leisten. Als erste Schritte werden wir
- Eine unabhängige Antidiskriminierungsstelle bei der Stadt einrichten
- Bei der Ausschreibung städtischer Stellen ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren anwenden
Weiterhin brauchen wir überall in unserem Land einen offenen gesellschaftlichen Austausch darüber, wie wir Diskriminierung abbauen können. Bürgerinnen und Bürger müssen wir dafür sensibilisieren, dass Vorurteile dazu führen, Menschen für etwas zu verurteilen, das sie nicht sind, denken oder tun. Das beginnt nicht erst bei Beleidigungen, offenem Hass oder Gewalt – auch unterschwellige Vorurteile verletzen und benachteiligen Betroffene. Rassismus, der aus solchen Vorurteilen hervorgehen kann, gilt es - auch mit Hilfe der aufgezählten Maßnahmen - zu bekämpfen. Nur so sichern wir ein friedliches und respektvolles Miteinander in einer demokratischen, solidarischen Gemeinschaft.