LGBTIQ-Community in Frankfurt: Vielfalt schützen per Gesetz. Nicht erst morgen, sondern jetzt.

LGBTIQ-Community in Frankfurt: Vielfalt schützen per Gesetz. Nicht erst morgen, sondern jetzt.

Ein Beitrag von

Ihr Stadtverordneter für die Ausschüsse Kultur, Wissenschaft und Sport sowie Personal, Sicherheit und Digitalisierung

Wer mich nicht kennt:
Ich bin (fast) sechzig Jahre alt, lebe mit meinem Ehemann und Hund im schönen Nordend, bin ausgebildeter Tanzlehrer, freischaffender Künstler und Komödiant, Frankfurter Stadtführer und Stadtverordneter mit der Funktion kulturpolitischer Sprecher. Aber warum rattere ich hier erst einmal ein paar Daten von mir runter? Ich denke, es wichtig, meinen Hintergrund zu kennen, damit ihr besser versteht, was ich in diesem Blog erzählen möchte.

Die LGBTIQ-Community und ihre Geschichte

Ich kann mich noch sehr gut an die Jahre ab 1970 erinnern. Wir, also die LGBTIQ-Community, haben für unsere Rechte gekämpft. Es hat lange gedauert, bis wir beispielsweise das Konzept der Kernfamilien, also Mutter, Vater, Kind, als das einzig richtige in Frage gestellt und wir uns diesem einseitigen Denken, das nur von dem männlichen und dem weiblichen Geschlecht ausgeht, abgewendet haben.
Seit 2017 haben wir in Deutschland die Ehe für alle. Das war ein großer Erfolg im jahrzehntelangen Kampf für die Gleichberechtigung für uns als gleichgeschlechtlich liebende Menschen. Der Weg zu dieser entscheidenden Abstimmung war jedoch lang und höchst mühsam. Können wir stolz darauf sein, dass das bis zum Jahr 2017 gedauert hat? Wir haben bis heute bereits viel erreicht. Aber das ist längst noch nicht alles, da ist Luft nach oben. Wie lange müssen wir beispielsweise noch warten, bis das Grundgesetz für alle in Kraft tritt? Also, dass die Gesetze gänzlich um die Merkmale der sexuellen und der geschlechtlichen Identität ergänzt werden? Im Körper eines Mannes geboren zu sein bedeutet noch lange nicht, dass man sich selbst als Mann fühlt und ein Mann ist. Ein anderes Geschlecht im Pass zu tragen als das Geschlecht, mit dem man sich wirklich identifiziert, ist diskriminierend.

Wie steht es aktuell um die LQBTIQ-Community?

Die 80er, 90er und der Anfang des Millenniums empfand ich als angenehm. Seit ein paar Jahren mache ich mir jedoch wieder mehr Sorgen. Gerade, wenn ich mir die Entwicklungen in anderen Ländern anschaue, zum Beispiel in Polen mit seinen sogenannten „LGBTIQ-freien Zonen“, oder Russland mit der Verfassungsänderung. In diesen Ländern werden Menschen, die ihr gleiches Geschlecht lieben verfolgt und ermordet. Das ist alles nicht gerade positiv. Wir können nur hoffen, dass diese Welle nicht zu uns nach Deutschland herüberschwappt. Wenn sogar die Katholische Kirche teilweise eher Gegenstände, wie Fahrräder segnet als uns als gleichgeschlechtlich liebende Menschen, stelle ich mir die Frage: Bin ich als Mensch weniger wert als ein Fahrrad? Ich frage mich auch, ob die Gefahr besteht, dass unser gelebter Alltag der LGBTIQ-Community auch in Deutschland bald wieder auf dem Rückzug sein könnte. Wie stabil sind die Rechte von uns homosexuellen Menschen hierzulande?
Derzeit sehe ich zumindest politisch die Gefahr nicht. Die Parteien bekennen sich mehrheitlich zu einer vielfältigen Gesellschaft. Nichtsdestotrotz werden Minderheiten und Randgruppen schnell als Sündenbock dargestellt, wenn es beispielsweise politische Veränderungen, wirtschaftliche Vorkommnisse, oder auch solche Situationen, wie die Corona-Pandemie gibt. Immer, wenn es schnelle Erklärungen braucht, bahnt sich auch Diskriminierung ihren Weg. Auch hat in den vergangenen Jahren wieder mehr Feindschaft in unsere Gesellschaft Einzug gehalten. Das passiert auch aufgrund rechter politischer Gruppierungen und Menschen, die eine demokratische und liberale Lebensweise verurteilen – nur, weil sie nicht ihrer entspricht. All dies gilt es, im Auge zu behalten und gegebenenfalls gegenzusteuern. Denn eines ist klar: Für ein soziales und friedliches Miteinander muss man stets kämpfen – ohne Einsatz geht es nicht!

Der Frankfurter Engel als Mahnmal

Wusstet ihr, dass wir in Frankfurt ein Mahnmal haben, das seit 1994 an die Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus erinnert? Der so genannte „Frankfurter Engel“ steht am Klaus-Mann-Platz. Er liegt in der Innenstadt und ist gleichzeitig im ehemaligen Zentrum homosexueller Kultur und Subkultur. Mitten im sogenannten „Bermuda-Dreieck“, dem ehemaligen LGBTIQ-Viertel. Ursprünglich war dort ein Parkplatz, der offiziell zu einem normalen Platz zum Verweilen umgewandelt wurde.

Was müsste noch getan werden, um eine tatsächliche Gleichstellung der LGBTIQ-Community zu erreichen?

Diskriminierung und Diskreditierung sind mittlerweile ein globales Problem. Ich meine, dass wir mit Gesetzen noch einiges regeln können. Wofür wir allerdings nur selbst werben können und müssen, ist die Akzeptanz in den Köpfen der Menschen. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die queere Organisationen anregen und begleiten, und die von der Politik, der gesamten Bevölkerung und mithilfe demokratischer Werte in Deutschland thematisiert und vor allem vorgelebt werden muss.

Wie soll es weitergehen?

Unser Frankfurt ist so vielfältig und bunt, weil sich hier niemand verstecken muss und man offen zeigen kann, wer man ist und wie man liebt. Solange auf der Welt ein Mensch aufgrund seiner sexuellen Orientierung oder Identität gedemütigt, gemobbt, verfolgt und ermordet wird, solange muss gekämpft werden. Und solange müssen wir in aller Öffentlichkeit solches Verhalten verurteilen. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass „anders“ „normal“ bleibt!

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