Es ist derzeit das große Thema im Römer: die Bebauung der Mainwasen. Wenn Sie bis jetzt noch nichts davon gehört haben, liegt das wahrscheinlich daran, dass das Thema sehr komplex ist und es nicht so einfach ist, die Sache in kurzen Worten zu erklären. Ich werde es trotzdem versuchen und am Ende werden Sie verstehen, weshalb wir als SPD den Plänen von CDU und Grünen nicht zustimmen. Denn, wie so oft, geht es um grundsätzliche Werte und darum, wer in dieser Stadt wichtig ist.
Die Sportanlage Mainwasen
Auf der südlichen Mainseite, genau gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB), liegen die Sportplätze des SV Sachsenhausen und VfL Germania 94 – genannt Sportanlage „Mainwasen“. Die beiden Fußballvereine sind nicht nur die ältesten Frankfurts und haben unsere Eintracht mit aus der Taufe gehoben. Sie leisten auch wichtige und vorbildliche Jugend- und Inklusionsarbeit. Das Problem: CDU und Grüne wollen diese Sportplätze dem Erdboden gleichmachen und sie der EZB als Standort für die Europäische Schule geben.
Neuer Standort für die Europäische Schule
Eines ist klar: Die Europäische Schule braucht einen neuen Standort. Im Frankfurter Nordwesten, wo sie sich derzeit ein Gelände mit der Ernst-Reuter-Schule teilt, kann sie nicht bleiben. Sie ist schlicht zu groß geworden, was zu Spannungen vor Ort und morgendlichem Verkehrschaos führt. Ein Ausbau dort wäre nur auf Kosten der öffentlichen Ernst-Reuter-Schule gegangen. Das machen wir aber nicht mit. Nichtsdestotrotz ist die Stadt vertraglich verpflichtet, der EZB ein geeignetes Grundstück für die Europäische Schule zur Verfügung zu stellen. Diese Verpflichtung wollen wir selbstverständlich einhalten und eine für alle Seiten gute Lösung finden.
Der Sportdezernent hört nicht auf Vereine
Was aber trotzdem nicht sein kann, ist, dass man zwei im Stadtteil festverankerte Sportvereine einfach mal so eben umsiedelt. Man hat ihnen angeboten, als Ersatz für die Mainwasen neue Sportplätze nördlich der Offenbacher Landstraße gegenüber der Hochschule Sankt Georgen zu bauen. Diese Grundstücke gehören noch nicht mal alle der Stadt und sind zudem auch erheblich kleiner. Auf die Anforderungen der Vereine, zum Beispiel Räumlichkeiten für die integrative Arbeit oder Platz für den Ersatz des vereinseigenen Restaurants zu erhalten, ist der Sportdezernent Markus Frank (CDU) nicht eingegangen. Selbstverständlich haben die Sportvereine sich die Vorschläge der Stadt angehört und mit Verantwortlichen diskutiert, aber von einer Einigung ist man weit entfernt. Bezeichnend ist auch, dass die Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner überhaupt nicht ernst genommen wurden. Sie befürchten beim Bau neuer Sportplätze direkt vor ihren Türen erhebliche Beeinträchtigungen durch Lärm und Flutlichtmasten – von der Bauphase mal ganz abgesehen. Das geht so nicht. Und das Argument, Kabinen und andere Einrichtungen an den Mainwasen seien in marodem Zustand, ist auch nicht fair. Dafür sind nicht die Vereine verantwortlich, die an den Mainwasen selbst investiert und viel in Eigenarbeit gemacht haben. Sondern das Sportdezernat, das nun schon lange die Sanierung der Anlagen verspricht.
Die Bundesstraße 43 müsste neue Route bekommen
Doch damit die Europäische Schule an die Mainwasen ziehen kann, müssen nicht nur die Sportvereine weichen. Im Zuge des Baus der Europäischen Schule soll zudem die Gerbermühlstraße (Bundesstraße 43) an die parallel verlaufenden Bahngleise verlegt werden. Diesem Verfahren würden dann zusätzlich Gärten des Kleingartenvereins KGV Mainwasen e.V. zum Opfer fallen. Auch hier wurde keine Lösung gefunden; man weiß bisher noch nicht einmal, wie viele Kleingärten wegfallen müssten. Bei einer Verlegung der Bundesstraße ist zudem, laut Planungsdezernat, mit einem 7- bis 10-jährigen Planungsverfahren zu rechnen.
Den Grüngürtel schützen
Das ist aber immer noch nicht alles. Die Sportanlage Mainwasen befindet sich zudem noch unter dem Schutz des Grüngürtels. Dieser Schutz der Grünflächen in unserer Stadt ist für uns als SPD enorm wichtig, um die Lebensqualität in Frankfurt zu erhalten. Es verwundert uns daher schon, dass die Grünen dem Projekt zustimmen wollen. Auch für den Grüngürtel gilt: Es muss gleichwertiger Ausgleich geschaffen werden. Für jeden bebauten Quadratmeter muss also ein neuer, gleichwertiger Quadratmeter Boden dem Grüngürtel wieder hinzugefügt werden. Und das vor Ort.
Wie könnte das Problem gelöst werden?
Um unseren Verpflichtungen gegenüber der EZB gerecht zu werden, schlagen wir ein Grundstück zum Bau der Europäischen Schule vor, das sich nur wenige hundert Meter von den Mainwasen entfernt befindet. Auf diesem Oberräder Grundstück an der Stadtgrenze zu Offenbach, auch als Kaiserlei-Grundstück bekannt, war zuvor eine Multifunktionsarena geplant. Seit über zehn Jahren klappt es nicht mit deren Umsetzung. Inzwischen hat auch der Frankfurter Flughafen Pläne zum Bau einer solchen Arena, die nun – ohne Kostenbeitrag der Stadt – am Flughafen neben dem Gebäude „The Squaire“ realisiert werden soll.
Alle Interessen müssen gehört und vertreten werden!
Ich denke, nun ist Ihnen klar, weshalb wir uns gegen den Bau der Europäischen Schule an den Mainwasen ausgesprochen haben und die Sportanlage, die Kleingärten und der Grüngürtel geschützt werden müssen. Ich bin Stadtverordneter geworden, damit die Interessen von Sportvereinen, Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern, Anwohnerinnen und Anwohnern gehört werden. Nur weil man sich einen bestimmten Standort für ein Großprojekt herausgesucht hat, heißt das nicht, dass andere dort verschwinden müssen. Umso mehr, wenn es Alternativen gibt. Für die SPD kann ich sagen, dass wir nicht zustimmen werden, wenn nicht die Belange von allen Beteiligten zur Zufriedenheit geklärt werden können.
Toller Beitrag und absolut nachvollziehbar.
Vielen Dank, das freut uns! 🙂
Sehr einsichtig dargestellt. Was ist nur aus den Grünen geworden?