Trauer um Dr. Gerd Reinschmidt – Abschied von einem aufrechten Sozialdemokraten
Wir trauern um Dr. Gerd Reinschmidt, der von 1972 bis 1997 der SPD-Fraktion angehörte am 08.08.2022 im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Über viele Jahre war er eine tragende Persönlichkeit der SPD-Fraktion und der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Ich habe ihn als Politiker erlebt, der in der Sache hart streiten konnte, aber stets fair geblieben und um einen Konsens bemüht war. Auch wenn er sich schon vor einigen Jahren aus der aktiven Politik verabschiedet hat, schmerzt sein Tod sehr.
Dr. Gerd Reinschmidt kam über sein Engagement für die Bürgerinitiative Ostend, die sich gegen Hochhausbauten wehrte, Anfang der 1970er Jahre zur Politik und zog bereits im Dezember 1972 als Nachrücker in die Stadtverordnetenversammlung ein. Dort war er bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 1997 durchgehend Mitglied im Planungsausschuss bzw. dem Ausschuss für Planen und Bauen und zeitweise dessen Vorsitzender. Von 1985 bis 1993 war er als stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher aktiv und im Jahr 2001 wurde er zum Stadtältesten ernannt.
Reinschmidt, den der frühere Oberbürgermeister Rudi Arndt gerne „Rüssel-Schmidt“ nannte, weil er sich mit Vehemenz und letztlich erfolgreich gegen den Bau des sog. Bornheimer Rüssels einsetzte, der die A 661 direkt am Fuße des Bornheimer Hangs mit dem Ratsweg verbunden hätte, war auch ein guter Fußballer. Weit über 100 Mal trat er für die Mannschaft der Stadtverordnetenversammlung an und war lange Vorsitzender der SGK Frankfurt. Sein kulturpolitisches Engagement galt der Umwandlung der ehemaligen Seifenfabrik Mouson in ein Kulturzentrum. Auch ein von Erfolg gekröntes Engagement, denn 1988 konnte auf dem brachliegenden Fabrikgelände das Künstlerhaus Mousonturm seine Pforten öffnen.
Gerd Reinschmidt war beruflich und politisch sehr erfolgreich, musste privat aber einen sehr harten Schicksaalschlag verkraften. Sein Sohn Daniel wurde im Alter von 27 Jahren mit zehn weiteren Menschen Opfer eines Terroranschlags. Gerd hat danach immer dafür gekämpft, dass der lybische Staatschef Muammar al-Gaddafi als Drahtzieher des Anschlags zur Verantwortung gezogen wird. Dass ihm dies nicht gelang, war sicher seine größte Niederlage. In einem Interview sagte Gerd einmal, die deutsche Bundesregierung habe die wirtschaftlichen Interessen der Bundesrepublik nicht gefährden wollen und so sei Kommerz vor Moral gegangen. Das hat ihn, der immer gegen Ungerechtigkeit aufgestanden ist, sehr getroffen. Wir verlieren mit Gerd Reinschmidt einen im besten Sinne aufrechten Sozialdemokraten.