Ende Juni 2019 hat das Stadtparlament beschlossen, den Radverkehr in Frankfurt massiv zu stärken. Nach langer Diskussion haben die Initiatoren des Radentscheids einen Kompromiss mit der Stadt Frankfurt ausgehandelt. Maßgeblich zu diesem Kompromiss beigetragen hat Frankfurts Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD).
Von der autogerechten zur menschengerechten Stadt
Ich bin schon lange der Überzeugung, dass wir angesichts der stetig wachsenden Einwohnerzahlen in Frankfurt alles dafür tun müssen, um unnötigen Autoverkehr zu vermeiden. Ich möchte nicht, dass Verbote kommen oder Autofahrer verärgert werden. Die Menschen müssen freiwillig möglichst vielen Strecken zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem ÖPNV zurücklegen, weil dies entweder schneller, billiger, angenehmer oder gesünder ist.
Diese Meinung vertritt auch der ADAC Hessen-Thüringen. Dessen Leiter der Verkehrsabteilung, Wolfgang Herda, sagte in einem Interview: „Wir können die Städte nicht noch autogerechter machen, wir müssen Alternativen anbieten. Das sind der öffentliche Nahverkehr und der Radverkehr. Und da wir in Städten wie Frankfurt begrenzte Flächenressourcen haben, müssen wir den vorhandenen Straßenraum neu aufteilen … Das erfordert natürlich, dass fallweise überlegt werden muss, dass Flächen, die dem Kraftfahrverkehr zugeschlagen worden sind, umgewidmet werden.“
Mehr Platz zum Leben – Radverkehr stärken
Die Stadt Frankfurt am Main wird nun erhebliche Mittel investieren, um mehr Platz und mehr Sicherheit für die Radfahrerinnen und Radfahrer zu schaffen. Davon werden auch die Fußgängerinnen und Fußgänger profitieren. Aber auch diejenigen, die weiter auf das Auto angewiesen sind, werden letztlich Vorteile haben, auch wenn die Einschränkungen zunächst als lästig empfunden werden. Denn auch sie wohnen und leben in dieser Stadt und sind von Lärm, Schadstoffen und verstopften Straßen betroffen.
Bis 2023 werden wir mindestens 45 Kilometer neue oder umgestaltete Radwege schaffen. Fahrradspuren werden auch baulich vom Autoverkehr abgegrenzt und es wird mehr Fahrradparkplätze geben. Bis 2022 wollen wir 21 Millionen Euro in die verbesserte bauliche Infrastruktur investieren. Aber auch in zusätzliches Personal, das zur Planung und Umsetzung dringend benötigt wird, ebenso wie zur Überwachung der Regeln. Denn nur wenn sich alle Verkehrsteilnehmer an die Regeln halten, wird das Projekt gelingen.
So sollen die Radwege werden
Künftige Radwege sollen im Idealfall deutlich breiter sein und ein bequemes und sicheres Überholen ermöglichen. Im Regelfall sollen die Radwege 2,30 Meter breit sein. In Ausnahmefällen soll dennoch eine Mindestbreite von 2 Metern erreicht werden. Die Radwege sollen keine Unterbrechungen aufweisen und durchgehend mit einem leicht befahrbaren Belag ausgestattet sein. Durch bauliche Maßnahmen soll eine Trennung von Fußgängern und Kraftfahrzeugen gewährleistet werden.
Gerade bei Neubaumaßnahmen sollen Konflikte zwischen Fuß-, Rad-, Autoverkehr und anderen Verkehrsarten ausgeschlossen werden.
Alte Radfahrstreifen und Schutzstreifen im Bestand ohne Sicherheitstrennstreifen erhalten eine neue Markierung, die den aktuellen Standards entspricht, eine bauliche Abtrennung wird geprüft. An potenziellen Gefahrenstellen wird die Radverkehrsführung rot eingefärbt.
Konkrete Maßnahmen an Hauptverkehrsstraßen
1. Bockenheimer Landstraße
Die Verbreiterung der Bestandsradwege in beide Fahrtrichtungen soll mit Priorität weiterverfolgt werden. Durch die Verbreiterung wird eine Fahrspur für Kraftfahrzeuge entfallen.
2. Schwarzwaldstraße/Rennbahnstraße
Die vorliegende Planung soll mit Priorität weiterverfolgt werden, sodass im Jahr 2021 mit dem Umbau begonnen werden kann.
3. Schweizer Straße
Aufgrund der komplexen Gegebenheiten und des beengten Straßenquerschnitts soll für die Schweizer Straße ein städtebaulicher Wettbewerb im Jahre 2020 ausgelobt werden. Dabei wird auch eine Ausweisung als Fahrradstraße im Abschnitt zwischen Gartenstraße und Hedderichstraße untersucht.
4. Konrad-Adenauer-Straße und Kurt-Schumacher-Straße
Zwischen Battonstraße/Berliner Straße und Friedberger Tor wird in beide Fahrtrichtungen ein Radfahrstreifen eingerichtet. Bereits 2019 wird mit der Einrichtung der Radverkehrsanlage in Fahrtrichtung Norden begonnen. Die Fahrtrichtung Süden soll 2020 geschaffen werden.
5. Friedberger Landstraße
Zwischen Friedberger Tor und Friedberger Platz wird in beide Fahrtrichtungen ein Radfahrstreifen entstehen. Zwischen Friedberger Platz und Egenolffstraße wird eine sichere Führung des Radverkehrs über die Rotlintstraße eingerichtet. Die Umsetzung der Maßnahme ist für 2020 vorgesehen.
6. Mörfelder Landstraße/Offenbacher Landstraße
Die Abschnitte zwischen Auf dem Mühlberg und Breslauer Straße erhalten, unter Entfall der dritten Fahrspur, ein Angebot für den Radverkehr in beide Richtungen.
7. Hanauer Landstraße
Zwischen Ostbahnhof und Ratsweg-Kreisel werden die Bestandsradwege in beide Richtungen optimiert. Auf der Südseite soll auf die Stellplätze auf dem Bord verzichtet werden, dafür entsteht ein breiter Rad- und Fußweg. Auf der Nordseite soll der vorhandene Rad- und Fußweg durch bestandsnahe Lösungen (bauliche Absicherungen, Verzicht einzelner Stellplätze) verbessert werden.
8. Mainzer Landstraße
Die bestehenden Lücken entlang der Mainzer Landstraße im Bereich Galluswarte bis Mönchhofstraße soll in beide Fahrtrichtungen durch eine Markierungslösung geschlossen werden.
9. Hauptbahnhof
Zwischen Baseler Platz und Platz der Republik wird in Fahrtrichtung Norden ein provisorischer Radweg geschaffen, der baulich abgesichert wird. Die Einrichtung der Radverkehrsführung findet zu Lasten von Stellplätzen bzw. Fahrspuren statt.
10. Schöne Aussicht
Nach Öffnung des nördlichen Mainufers für den Rad- und Fußverkehr wird, mindestens bis zum Ende der Sperrung des nördlichen Mainufers für den Autoverkehr, in der Schönen Aussicht ein Radweg in beide Fahrtrichtungen geschaffen.