Private Schulen, die die gleichen Abschlüsse, wie staatliche Schulen anbieten, heißen Ersatzschulen. Da frage ich mich nur: Ersatz für was?
Sind Privatschulen wirklich ein Ersatz?
Der Anteil von Schülerinnen und Schülern auf privaten Schulen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Jedes zehnte schulpflichtige Kind in Frankfurt geht auf eine Privatschule. Die Bedeutung dieser Ersatzschulen und der größere Andrang wird dabei aber zwiegespalten diskutiert: Haben Privatschulen wirklich die besseren pädagogischen Konzepte? Kann dort mehr auf die einzelnen Schülerinnen und Schüler eingegangen werden? Sind sie nicht nur für Familien gedacht, die sich das finanziell leisten können? Interessant ist außerdem folgendes: Wenn auf Privatschulen ein staatlich anerkannter Abschluss angeboten wird, wird diese Schule nach drei Jahren zu 2/3 aus Steuergeldern von jedem von uns mitfinanziert. Lediglich 1/3 müssen diese Schule selbst aufbringen. Dafür sind Schulgelder von 500 Euro pro Monat schon sehr hoch angesetzt, wenn ich von meiner Grundhaltung ausgehe, dass die Bildung für jedes Kind in Deutschland kostenfrei sein sollte! Und zu guter Letzt ist es auch auffällig, dass es große Unterschiede bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund auf privaten und staatlichen Schulen gibt: Auf Privatschulen beträgt der Anteil der ausländischen Schülerinnen und Schüler oder der Deutschen mit Migrationshintergrund 28,7 % − an staatlichen Gymnasien sind es hingegen rund 50%.
Faktencheck: In Frankfurt leben insgesamt 179 verschiedene Nationen. Rund 51% der Frankfurterinnen und Frankfurter haben einen Migrationshintergrund.
Was auch zu unserem Stadtbild gehört: In Frankfurt liegt der Sitz von vielen ausländischen Unternehmen, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ein paar Jahre hierherkommen und ihre Kinder häufig auf internationale Schulen schicken. Dort wird Englisch gesprochen, was in den meisten Fällen für die Kinder besser ist, da viele schon Englisch sprechen. Sie können sich so auf das Lernen konzentrieren und müssen nicht erst eine neue Sprache lernen – auch wenn das wiederum später einmal Vorteile für die Kinder haben könnte.
Deutsche Schulen haben hohes Ansehen weltweit
Das deutsche Bildungssystem hat ein hohes Ansehen weltweit. Es kann keinesfalls mit Ländern verglichen werden, in denen die öffentlichen Schulen kein gutes Ansehen haben und die Kinder der Familien, die es sich leisten können, auf Privatschulen geschickt werden. Interessant ist hierbei, dass gerade im Ausland die besagten Familien ihre Kinder auf eine deutsche Schule schicken. So sollen die Kinder dort ihr deutsches Abitur machen, um später in Deutschland studieren zu können. Gleichzeitig sollen in Deutschland die Kinder nicht mehr auf die öffentlichen Schulen gehen, in denen derselbe Stoff gelehrt wird, wie im Ausland? Das ist doch paradox und verrückt.
Privatschulen fördern die Kluft zwischen den verschiedenen sozialen Schichten
Ich selbst, lebe in der zweiten Generation hier in Deutschland. Meine Eltern kommen aus Serbien und sind in den 70er Jahren nach Deutschland gekommen, weil sie sich für sich selbst und für ihre Kinder eine bessere Zukunft gewünscht haben. Ich war auf verschiedenen öffentlichen Schulen in Frankfurt und habe auf dem Friedrich-Dessauer- Gymnasium mein Abi gemacht und auf der Goethe-Universität erfolgreich mein Jura- Abschluss gemacht. Ich empfand das öffentliche, deutsche Bildungssystem schon immer als stark und habe mich genügend unterstützt und gefördert gefühlt. Bei immer mehr Eltern verbreitet sich jedoch der Gedanke, sie müssten ihre Kinder auf Privatschulen schicken, damit sie genügend gefördert werden. Für mich spielt bei solch einer Entscheidung aber auch immer der Gedanke mit rein, dass diese Kinder wohl lieber nicht auf eine Schule mit einer großen Zahl an Schülerinnen und Schülern aus bildungsferneren Schichten gehen sollen, da ihre Eltern befürchten, dass das Unterrichtsniveau dadurch sinke und die Leistungen ihrer Sprösslinge abnehme. Ein Trugschluss, denn Schülerinnen und Schüler aus ähnlichen Elternhäusern erbringen vergleichbare Leistungen, wie eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung aufzeigt. Die Schere zwischen unseren verschiedenen sozialen Gesellschaftsschichten wird dennoch immer größer. Ich bin überzeugt davon, dass im alltäglichen Umgang alle Kinder voneinander lernen können und sich das positiv auf die Entwicklung aller Kinder ausübt – so wie es beispielsweise auch auf Gesamtschulen der Fall ist. Deshalb habe ich nicht daran gedacht, meine Kinder auf eine private Schule zu schicken. Gerade in Zeiten von Corona geht es vermehrt auch wieder um Solidarität. Aber wo sind wir solidarisch, wenn wir die Mittelschicht und sozial schwache Familien weiter verdrängen und eine Trennung zwischen verschiedenen sozialen Klassen weiter vorantreiben?
Für unsere Kinder brauchen wir die besten Schulen
Als Kommunalpolitikerin, aber auch als betroffene Mutter, kann ich sagen, dass wir uns als SPD-Fraktion dafür einsetzen, dass Schulen den Ansprüchen gerecht werden. Wir setzen uns daher für die folgenden Punkte ein:
- Neukonzeption von Schulen
Wir sagen ade zu den Flurschulen von vor 20 Jahren, denn wir haben letztes Jahr einen Plan beschlossen, wie neue Grundschulen aufgebaut sein sollten: Eine moderne Gestaltung von Räumen ist gefragt. Das Schulgelände und auch die einzelnen Räume werden auf den neusten Stand gebracht. Schulen benötigen außerdem Räume, die für verschiedene Fächer, also sowohl Deutsch als auch Kunst oder Werken, benutzt werden können und so genannte offene Lernlandschaften – das sind Bereiche mit Tischen und Stühlen, in denen die Kinder selbstständig lernen können. Nur so sind wir auf dem guten Weg zu einer Ganztagsbeschulung.
- Sanierung von Schulen
An alten Schulen liegt in den Klassenräumen oft noch der Teppich aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts – das sind fast 50 Jahre. Kein Mensch lässt einen Teppich bei sich zu Hause so lange drinnen, ohne ihn auszutauschen. Warum mutet man das also unseren Kindern zu? Ganz abgesehen von den Schultoiletten. Wie viele Kinder vermeiden es tagtäglich die Toiletten zu nutzen, da sie in einem so schlimmen Zustand sind. Gerade jetzt brauchen wir ausreichend und funktionierende Schultoiletten.
- Tablets, Onlineplattformen und funktionstüchtige Whiteboards
In Zeiten von Corona merken wir, wie wichtig es ist, einen modernen und digitalen Unterricht durchführen zu können. Jedes Kind muss auch zu Hause die Möglichkeit haben, online lernen zu können. Wir ermöglichen es deswegen, dass vor allem den Kindern Tablets als Leihgabe zur Verfügung gestellt werden, in deren Familien es solche Geräte nicht gibt. Auch sollte es an jeder Schule eine Online-Lernplattform geben, auf der die Schulmaterialien zur Verfügung gestellt werden und auch beispielsweise Hausaufgaben eingereicht werden können. Solche Systeme gibt es an Universitäten, wieso dann nicht auch schon an Schulen? Darüber hinaus hätten die meisten Schulen die Möglichkeit, auch in den Klassenräumen ein modernes Angebot im Unterricht zur Verfügung zu stellen, wenn die angebrachten Whiteboards funktionieren würden. Oft fallen sie aus und es dauert Monate, bis sie gewartet werden. Hierfür wollen wir Fördermittel des Digitalpaktes verwenden. In diesem ist beschrieben, dass den Schulen Geld zur Verfügung gestellt wird, so dass es überall WLAN und mehr digitale Arbeitsgeräte, wie eben Whiteboards oder auch Tablets, gibt.
- Mehr ausgebildete Lehrkräfte
Leider fallen immer noch viele Unterrichtsstunden aus, das darf nicht passieren. Es sollten mehr Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet und eingestellt werden – auch dauerhaft. Es kann nicht sein, dass die Personen, die die Bildung unserer Kinder sichern, jedes Jahr zu Beginn der Sommerferien bangen müssen, ob sie nach den Ferien wiedereingestellt werden.
Bei vielen Themen sind wir darauf angewiesen, dass das Land Hessen mit uns an einem Strang zieht. Ohne die Unterstützung des hessischen Kultusministeriums geht es nicht. Unser Anspruch sollte sein, jede Schule zu unterstützen und fit für die Zukunft zu machen. Nur so kann jedes Kind eine gleichberechtigte und top-Bildung genießen.